Aus dem Flamenco spricht nicht die Leidenschaft, die Liebe, die Sehnsucht eines einzelnen Individuums in dieser oder jener Lage, sondern die Leidenschaft, die Liebe, die Sehnsucht selbst. |
Der Flamenco - Ausdruck einer Lebensart |
Es beginnt mit einem lang gezogenen Aaayy als Einstimmung auf das Klagelied über die untreue Geliebte oder den gestorbenen Vater. Die jondura , d.h. die Ausdruckskraft und die emotionale Tiefe der Stimme des Sängers soll den Funken der Emotionen vom Künstler auf den Zuschauer überspringen lassen. Wie in Trance sitzt der Sänger kerzengerade auf seinem Stuhl, angefeuert von den Oles! der Mitwirkenden. Deren palmas (klatschende Hände) unterstützen mit komplizierten Rhytmen den Gesang. Die jeweiligen Tänzer unterstreichen mit klappernden Kastagnetten und Absätzen und mit schwindelerregenden Bewegungen den mitreissenden Rhythmus. Das komplizierte Zusammenspiel von Bewegungen der Hände, Finger, Handgelenke und Füsse besitzt eine geheimnissvolle, symbolische Bedeutung. |
Der Flamenco geht auf die 2. Hälfte des 18. Jhs. zurück und wurzelt in der Musik der Zigeuner und der andalusischen Volksmusik in Cadiz, Jerez de la Frontera und dem Sevillaner Viertel Triana. Er bedient sich der drei Elemente Cante (Gesang), Baile (Tanz) und Guitara (Gitarrenspiel). Seine Hochblühte erlebte er in der Zeit zwischen 1860 und 1910, zu der sich auch seine bis heute bewahrte klassische Form herausbildete. Schon damals war der zur Musik gehörende Tanz die weitaus grösste Attraktion. Heute entwickelt der Flamenco unterschiedliche Strömungen. In den 70er Jahren z.B. führte Paco de Lucia die Jazzelemente ein und die junge Flamenco-Generation beeinflusste den Flamenco mit Elementen aus Blues, Rock, Reggae und Salsa. Viele der flamencos sind auch heute noch Zigeuner und sie sind der festen Überzeugung, dass ein payo (Nicht-Zigeuner) niemals die wirkliche Tiefe in der Ausdruckskraft erreichen kann. In der Tat ist der traditionelle Flamenco für Aussenstehende eine schwer zugängliche Kunstform und das, was auf den Bühnen der tablaos präsentiert wird, beschränkt sich meist auf die fröhliche Seite der Musik und stellt den Tanz in den Mittelpunkt. Wer wirklich authentischen Flamenco erleben will, kann dies am ehesten auf einer Juerga in Südspanien, in einer kleinen Gruppe von Musikern, die den Eindruck vermitteln, die Welt bestehe aus nichts anderem als aus Gesang, der Gitarre und dem Körper der Tänzer im Mondlicht. |
Fasziniert vom Flamenco haben wir denn quer durch Spanien tablaos ge- und besucht.
In Andalusien sind sie sehr zahlreich, aber in den dortigen großen Städten, wie z.B. in Granada
ist nicht zu übersehen, wem diese Shows gelten. Sie sind von Spaniern für Touristen initiiert,
sicher sehr eindrucksvoll, sehr gekonnt und begeisternd, aber es ist doch unübersehbar
(vor allem am Publikum), wem diese Shows gelten. Obwohl der Flamenco ursprünglich dem spanischen Süden entstammt, trifft man ihn im ganzen Land immer wieder. Einer der berühmtesten tablaos Spaniens (das Coral de la Moreria ) findet man in Madrid. Wir haben es besucht und waren so beeindruckt, dass wir nur jedem Madrid-Besucher einen Abstecher dorthin empfehlen können. Sicher, dieses Etablissement ist in erster Linie für Touristen gedacht (und es ist auch nicht ganz billig), aber die Qualität der dort dargebotenen Shows stellen schon allein durch die agierenden Musiker und Tänzer (z.T. aus der Madrider Staatsoper) vieles andere in den Schatten. Oder aber Sie besuchen das El Dormilon an der Ctra-Nacional N332 zwischen Valencia und Alicante an der Costa Blanca in Höhe von Calpe Richtung Altea, wo Sie in sehr privater Atmosphäre während eines Grillabends die Künste einer begnadeten Köchin genießen und den Künsten einer kleinen, aber sehr begabten Flamenco-Gruppe zuschauen und zuhören können, die jederzeit bereit ist, auch auf die Musikwünsche der Zuschauer einzugehen. Sie können sicher sein, dass der Funke zu Ihnen überspringt und Sie einige Tage lang die Musik im Ohr, die Rhytmen in den Beinen und die Botschaft der Tänzer im Herzen haben. ...mehr über das TABLAO FLAMENCO in Madrid ...eine kleine Dia-Show aus dem EL DORMILON in Calpe |